Jan-Christoph Oetjen: Antibiotikareserveliste: Tierleben vs. grüne Ideologie

Jan-Christoph Oetjen MdEP

Die Grünen betreiben eine Hexenjagd gegen die Landwirtschaft. Bei ihrem Feldzug opfern sie nun aber unzählige Leben europäischer Haus- und Nutztiere. Ich bin gegen die Verschärfungen des Kommissionvorschlags eines Kriterienkatalogs für die europäische Reserveantibiotikaliste zur EU-Tierarzneimittelverordnung.

Die EU hat sich vorgenommen, gegen die Bildung von Resistenzen bei Antibiotika vorzugehen. Das ist wichtig, damit wir auch weiterhin effektiv gegen Infektionen vorgehen können und sich keine gefährlichen Resistenzen bilden. Sowohl in der Politik, als auch in der Wissenschaft, ist es Konsens, dass mit der Verabreichung von Antibiotika verantwortungsvoll und zurückhaltend umgegangen werden muss. Daher wurde von der Kommission hierzu im Sommer einen wissenschaftlich fundierter und breit getragener Vorschlag zur Überarbeitung der EU-Tierarzneimittelverordnung vorgelegt, der sicherstellt, dass bestimmte Antibiotika für den ausschließlichen Gebrauch beim Menschen vorbehalten sind. Den Grünen ging dieser Vorschlag nicht weit genug, so dass sie einen Änderungsantrag in den EU-Parlamentsausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelfragen (ENVI) eingebracht haben. Ich habe mich früh gegen diesen Vorschlag positioniert:

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Der grüne Änderungsantrag sieht nun vor, dass ganze Antibiotikaklassen für den Gebrauch in der Tiermedizin ausgenommen werden. Der Ausschuss hat den Antrag tatsächlich, trotz heftigem Widerspruch betroffener Berufsverbände und der Wissenschaft, angenommen, so dass das Europaparlament in Kürze über den grünen Einwand aus dem Ausschuss beraten muss.

Man kann nur hoffen, dass die Tragweite dieses Einwands vielen Kolleg:innen und den Grünen nicht bewusst war und die Abstimmung im Parlament ein klares Votum für den Kommissionsvorschlag wird. Denn der eingebrachte grüne Einwand schwächt nicht nur den „One Health Ansatz“, bei dem die Human- und Tiermedizin gleichermaßen berücksichtig werden, er sorgt für einen Therapienotstand in den europäischen Tierarztpraxen. Und zwar - das kommt erschwerend noch hinzu - ungeachtet, ob Nutztier für die Lebensmittelgewinnung oder Haustier. Die Grünen tragen hier auf dem Rücken kranker Haus- und Nutztiere ihren Feldzug gegen die Landwirtschaft aus. Sollte der grüne Vorschlag angenommen werden, bedeutet das, dass Tierärzt:innen demnächst in unzähligen Fällen nur noch Sterbebegleitung statt Heilung anbieten können. Und zwar bei Hund, Katze, Kaninchen, Kanarienvogel und Pferd. 
Für mich ist es neben dem wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und Abwägungen auch eine Frage der Menschlichkeit. Einem leidenden Lebewesen Hilfe zu verweigern, kommt nicht in Frage. Der Tierschutz steht für mich immer vor der Ideologie. Daher werde ich gegen den Vorschlag des Ausschusses stimmen.