Autonomie des Sports achten - Fanprojekte stärken, Feindbilder abbauen
Der Landesvorstand hat beschlossen:
Die FDP Niedersachsen lehnt Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung ab. Gewalt in und um Stadien ist kein fußballspezifisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem sich alle Akteure gemeinsam stellen müssen. Die FDP Niedersachsen fordert in diesem Zusammenhang jedoch insbesondere von der Ultra-Bewegung eine klare Distanzierung von Gewalt.
Im Bereich des Fußballs bestehen mit den Maßnahmen des Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit (NKSS) und des Zehn-Punkte-Plans für mehr Sicherheit im Fußball schon seit Jahren wirksame Mittel im Kampf gegen Gewalt. Diese müssen weiter angewendet, punktuell fortentwickelt und künftig besser evaluiert werden. Die FDP Niedersachsen stellt fest, dass sich die Gewalt im Zusammenhang mit Fußballspielen seit Jahren auf einem ähnlichen Niveau mit leichter Tendenz nach oben bewegt. Zugleich wird das Thema jedoch überproportional stark in den Fokus der medialen Öffentlichkeit gerückt.
Als Mittel der Deeskalation im Rahmen von Fußballspielen begrüßt die FDP das "Hannoveraner Modell", wo gekennzeichnete Polizeibeamte in Zivil als Konfliktmanager zur Begleitung der Gästefans zum Stadion eingesetzt werden. Dieses Modell empfiehlt die FDP anderen Kommunen in Niedersachsen zur Nachahmung.
Die Vereine leisten mit ihren Fanbeauftragten, der Betreuung der Fanclubs und den Ordnungsdiensten bereits heute einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Präventionsarbeit und einen großen Beitrag zur Wahrung der Sicherheit in den Stadien.
Die FDP Niedersachsen fordert die Innenministerkonferenz auf, den öffentlichen Druck auf die Deutsche Fußballliga (DFL) und den Deutschen Fußballbund (DFB) einzustellen. Mit der notwendigen Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit in den Stadien befassen sich Verbände, Vereine, Fanprojekte, Fanbeauftragte und organisierte Fans seit Jahren und in glücklicherweise wieder besserer Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten und der Polizei. Dieser permanente Dialog ist sinnvoller als Drohkulissen und überzogene Forderungen aus den Reihen der Innenministerkonferenz.
Die FDP Niedersachsen erwartet, dass sich die Politik in der Debatte auf ihre Gesetzgebungskompetenz und eine moderierende Rolle beschränkt. Die weitgehende Autonomie des Sports, wie sie in Niedersachsen mit der Stärkung des Landessportbundes forciert wurde, ist für die Liberalen ein hohes Gut. Es ist nicht Aufgabe der Politik, aktiv in die Sportselbstverwaltung einzugreifen.
Sanktionen gegen Besucher, wie zum Beispiel das Hausverbot, müssen die Vereine und Verbände aussprechen und dürfen aus Sicht der FDP Niedersachsen nicht von Dritten vorgeschrieben werden.
Für die FDP kommt die Präventionsarbeit in der öffentlichen Debatte viel zu kurz. Fanprojekte sind dabei sinnvolle Institutionen, die die Architektur der Jugend- und Sozialhilfe sozialpädagogisch ergänzen. Fanprojekte erfüllen mit ihrer Arbeit eine wichtige gesamtgesellschaftliche Rolle, die nicht nur fußballspezifisch ist. Deshalb sind gerade auch Fanprojekte in Städten mit Vereinen in den unteren Ligen sinnvoll und grundsätzlich von ebenso großer Bedeutung wie solche in den höheren Ligen.
Die FDP Niedersachsen fordert die Landesregierung auf, den Landesanteil an den bestehenden Fanprojekten nach dem neuen Finanzierungsschlüssel in voller Höhe zu leisten und sich bei neuen Projekten ausreichend zu beteiligen.
Um ein besseres Verständnis und mehr Respekt von Polizei und Fans füreinander zu entwickeln, begrüßt die FDP Niedersachsen Ansätze zum Abbau aufgebauter Feindbilder, wie sie sich leider insbesondere in Teilen der Subkultur der Ultras etabliert haben. Die Zukunftswerkstatt der Daniel-Nivel-Stiftung unter dem Motto "Fußballfans und Polizei – Abbau der Feindbilder" sollte aus Sicht der FDP als Vorbild für weitere Veranstaltungsformate dienen, um Gewalt schon im Ansatz stärker zu bekämpfen.
Die FDP Niedersachsen befürwortet den Erhalt von Stehplätzen als Herzstück der Fankultur in deutschen Stadien. Eine Abschaffung von Stehplätzen sollte auch nicht als Druckmittel in der Hinterhand der politischen Verantwortlichen bestehen. Die Existenz von bezahlbaren
Stehplätzen ist auch eine Grundvoraussetzung dafür, dass der Fußball weiterhin seine integrative Kraft entfalten kann, von der die gesamte Gesellschaft profitiert.