Bildung ist Zukunft

Der Landesparteitag hat beschlossen:

Im Mittelpunkt liberaler Politik steht der eigenverantwortlich handelnde Mensch. Die FDP geht davon aus, dass die Menschen in der Regel ihr Leben am besten selbst gestalten können und dabei die Verantwortung für sich übernehmen, um sich darüber hinaus aktiv und verantwortlich in das gesellschaftliche Leben einzubringen. Grundlage dafür ist jedoch eine Erziehung und Bildung der Menschen, die sie zu solchem Handeln befähigt. Ziel einer liberalen Bildungspolitik muss sein, den kommenden Generationen durch Erziehung und Ausbildung den angemessenen Rahmen für ihre Entwicklung zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten zu gewährleisten. Erziehung und Bildung sind in Einklang zu bringen und es gilt, Antworten darauf zu finden, wie man junge Menschen auf dem Weg zur Eigenverantwortung und Verantwortung für unsere Gesellschaft unterstützen kann. Die Befähigung zu eigenverantwortlichem Handeln ermöglicht eine Lebensgestaltung in Freiheit und Würde. Alle Ebenen der Bildungspolitik, von der frühkindlichen Bildung bis zur Hochschulpolitik, sind von ähnlichen Rahmendaten beeinflusst. Hierzu gehören vor allem die Finanzierung, die demografische Entwicklung und die Ausbildung der Lehrkräfte

Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass Schule immer weitergehende Erziehungs- und Bildungsaufgaben übernehmen muss. Durch den Wandel in Familien fehlt heutzutage oftmals die Vermittlung von Werten im häuslichen Bereich. Es ist daher notwendig, dass die Bildungseinrichtungen diese Defizite ausgleichen. Dabei muss deutlich werden, dass die Hauptverantwortung für Erziehung bei den Eltern bleibt.

Bildungsqualität muss sich daran messen lassen, inwieweit es allen Beteiligten gelingt, das Potenzial der Kinder zu erkennen, gezielt zu fördern und damit auszuschöpfen. Dabei gilt für Liberale die Maxime, dass jeder Mensch ein Recht auf Förderung besitzt und jedes Kind die gleichen Chancen am Start erhalten muss. Bildungsqualität erreicht man hingegen nicht über eine Absenkung der Bildungsstandards und eine dadurch begründete Erhöhung der Abschlussquoten. Auch bei einer gesteigerten Bildungsqualität lassen sich höhere Bildungsstandards nicht ohne Mitwirkung der Lernenden erreichen. Daher müssen für die Kinder und Jugendlichen Leistungsanreize geschaffen werden, und ihnen muss vermittelt werden, dass es sich lohnt, sich Wissen anzueignen.

Es darf nicht um eine bloße Wissensvermittlung gehen, sondern auch um die Vermittlung der Wissensanwendung. Im Informationszeitalter ist es für den Menschen, der eigenverantwortlich handeln soll, wichtig, mit seinem erlernten Wissen Informationen zu bewerten und dann unter Anwendung dieses Wissens die Informationen zu verarbeiten, um daraus die richtigen Schlüsse für sein späteres Handeln zu ziehen. Die Schülerinnen und Schüler müssen daher zur Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft erzogen werden. Neben diesen Fertigkeiten müssen auch die Konfliktfähigkeit und die Kommunikationsfähigkeit geschult und in den Mittelpunkt der Anstrengungen gestellt werden. Da man Probleme nur selten allein lösen kann und am Ende nicht jeder nur an sich selbst denken soll, muss den Schülerinnen und Schülern auch Kooperationsfähigkeit vermittelt werden. Mit diesen Schlüsselqualifikationen ausgestattet, wird es auch zukünftigen Generationen möglich sein Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für die Schwächeren in der Gesellschaft zu übernehmen. Neben der Vermittlung individueller Kompetenzen steht immer auch die Weitergabe der Werte der deutschen und abendländischen Kultur an die nächste Generation.

Diese Form einer liberalen Bildungspolitik ist gesellschaftlich notwendig, damit die Menschen befähigt werden, ihr Leben in eigener Verantwortung zu gestalten.

Elternbildung

Nach Erkenntnissen der Hirnforschung werden Grundlagen für einen späteren Bildungserfolg maßgeblich in den ersten Lebensjahren der Kinder gelegt. Spätestens ab dem Zeitpunkt der Geburt nimmt ein Kind die Reize seiner Umwelt war und verarbeitet diese Informationen. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, dass die Kinder bereits unmittelbar nach der Geburt im Elternhaus gefördert und in ihrer Entwicklung unterstützt werden. Auch in den folgenden Lebensjahren gilt es, diese Entwicklungen im Elternhaus aktiv zu unterstützen. In den ersten Lebensjahren sind die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen eines Kindes. Daher ist es wichtig, dass im ganzen Land Kurse zur Elternbildung angeboten werden. Hiermit sollen Eltern nicht in der Erziehung bevormundet, sondern unterstützt werden. Eltern sollen darin geschult werden, die Signale ihrer Kinder zu verstehen und richtig einzuordnen. Es soll darauf Wert gelegt werden, dass die Eltern in ihrer Rolle gestärkt werden und lernen zu beurteilen, ob sich das Kind dem Alter entsprechend entwickelt oder ob gezielt Fördermaßnahmen zu ergreifen sind. Dabei muss sowohl auf die körperliche, als auch auf die geistige und emotionale Entwicklung der Kinder geachtet werden. Ergänzend hierzu soll das Angebot von Elternlotsen und Familienhebammen landesweit ausgebaut werden. Die Kindertagesstätten in Niedersachsen werden sukzessive zu Familienzentren ausgebaut.

Frühkindliche Bildung

Im Bereich der frühkindlichen Bildung steht die Bildungspolitik vor großen Herausforderungen, sowohl in qualitativer, als auch in quantitativer Hinsicht. Der Ausbau der Krippenplätze bis 2013 auf durchschnittlich 35 Prozent wird nur ein Meilenstein im Ausbau der frühkindlichen Bildung sein, so dass hier weitere Anstrengungen auch von Seiten des Landes notwendig sein werden. Zum Ausbau der Krippenplätze gehört aber auch ein Ausbau im Bereich der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher. Es muss daher verstärkt für diesen Beruf geworben werden. Im Rahmen der Ausbildung sollte intensiv vermittelt werden, wie in altersübergreifenden Gruppen die Kinder gezielt gefördert werden können, weil der demografische Wandel dazu führen wird, dass diese Gruppen zunehmen werden. Der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder muss kurzfristig für den Bereich der unter Dreijährigen fortgeschrieben werden. Anhand dieses Orientierungsplans müssen landesweit Fortbildungen angeboten werden, damit die Erzieherinnen und Erzieher darin geschult werden, diesen Orientierungsplan inhaltlich umzusetzen. Die FDP Niedersachsen setzt sich darüber hinaus dafür ein, dass die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher in enger wissenschaftlicher Verzahnung mit der Ausbildung von Grundschullehrkräften vorgenommen wird.

Neben den Tageseinrichtungen leistet auch die Kindertagespflege durch qualifizierte Tagesmütter und –väter einen wichtigen Beitrag, um flexible Betreuungsangebote zu schaffen. Um auch dem Bildungsanspruch gerecht zu werden, sind die Qualifizierungsangebote für angehende Tagespflegekräfte auszuweiten und dabei verstärkt Aspekte der frühkindlichen Bildung zu vermitteln. Qualifizierte Tagespflegekräfte sollen auch eine angemessene Vergütung erhalten. Die Anhebung des Landeszuschusses (auf 1,56 Euro in 2010) gibt hierzu den Kommunen den richtigen Anreiz.

Im Bereich der 3-6-Jährigen soll durch die Beitragsfreistellung des zweiten und ersten Kindergartenjahres eine noch höhere Partizipation am Bildungsangebot erreicht werden. Für Kinder ist es wichtig, sich vor der Einschulung bereits an größere Gruppen und den Umgang mit Gleichaltrigen zu gewöhnen. Den Kindertagesstätten obliegt es daher, die sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern, um sie dadurch insgesamt besser auf den Schulbesuch vorzubereiten. Deswegen ist es im Sinne der Chancengerechtigkeit am Start wichtig, dass so viele Kinder wie möglich bereits frühzeitig einen Kindergarten besuchen. In einem ersten Schritt kann die Beitragsfreistellung zur Erhöhung der Bildungsbeteiligung führen. Es bleibt aber zu beobachten, ob man dadurch eine annähernd volle Beteiligung erreicht. Sollte diese ausbleiben, muss in Erwägung gezogen werden, das letzte Kindergartenjahr als Vorbereitung auf die Schule verpflichtend zu machen.

Für den späteren Einstieg in die Schule ist es dringend geboten, die deutschen Sprachkenntnisse und -fähigkeiten der Kinder zu verbessern. Mit den Sprachstandsfeststellungen und der gezielten Sprachförderung ist in Niedersachsen in den vergangenen Jahren schon viel erreicht worden. Gleichwohl muss die Sprachförderung ausgebaut werden. Die Sprachstandsfeststellung muss daher schon zwei Jahre vor der Einschulung stattfinden. Danach muss die Sprachförderung bereits einsetzen, so dass frühzeitig Defizite ausgeglichen werden können. Für die Sprachförderung muss das Land zukünftig noch mehr finanzielle Mittel bereitstellen und dadurch eine individuelle Förderung der Kinder ermöglichen. Aber nicht nur die Sprachförderung, sondern auch die motorische, künstlerische und musische Entwicklung muss im Mittelpunkt der individuellen Förderung des Kindes stehen.

Für die individuelle Förderung ist es notwendig, dass die Erzieherinnen und Erzieher mehr Zeit bekommen, sich dem einzelnen Kind zu widmen. Daher muss neben der Beitragsfreistellung auch der Verbesserung des Betreuungsschlüssels im gesamten Bereich der frühkindlichen Bildung Priorität eingeräumt werden. Dieses lässt sich nur mit erheblichen finanziellen Mitteln und ausreichend geschultem Personal realisieren. Der FDP Niedersachsen ist bewusst, dass dieses nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann, wir aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren dürfen. Das Ziel muss sein, die Betreuungsrelation langfristig deutlich zu verbessern.

Die Leitungskräfte sollen in Zukunft grundsätzlich über eine Fachhochschulqualifikation oder gleichwertige Qualifikation verfügen. Ihnen obliegt der wichtige Bereich der Qualitätskontrolle und Qualitätsverbesserung in ihrer Bildungseinrichtung. Daher ist es notwendig, dass sie über die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens verfügen und neueste Forschungsergebnisse im Bereich der frühkindlichen Bildung nicht nur selbst in ihrer Arbeit umsetzen, sondern auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend unterweisen. Es sollen Fortbildungen angeboten werden, die es ermöglichen, innerhalb der nächsten acht Jahre sämtliche Leitungskräfte in Niedersachsen fortzubilden. Damit eine Durchlässigkeit der Aufstiegsmöglichkeiten gewahrt ist, sollen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindergärten ohne akademischen Abschluss die Möglichkeit erhalten, sich durch Weiterbildung für Leitungsfunktionen im Kindergarten zu qualifizieren.

Die Finanzierung der frühkindlichen Bildung soll von einer Gruppenförderung auf eine Einzelförderung umgestellt werden. Die Einzelförderung soll über ein Gutscheinmodell erfolgen, bei dem langfristig alle Eltern kostenfrei einen im Wert identischen, nicht übertragbaren Gutschein erhalten, den sie an einer Betreuungs- und Bildungseinrichtung ihrer Wahl einlösen können. Der Gutscheinwert erhöht sich, sobald bei dem Kind zusätzlicher Förderbedarf sowohl zur Verbesserung der Grundleistungen, als auch bei Hochbegabung anerkannt worden ist. Die Eltern erhalten durch die Gutscheine ein stärkeres Gewicht gegenüber den Einrichtungen und können gezielt das beste Angebot für ihr Kind wählen. Da die Förderung des Kindes unabhängig vom Status der Eltern sein soll, darf die Höhe der Förderung nicht vom sozialen Hintergrund oder dem Status der Berufstätigkeit der Eltern abhängen, sondern muss sich am Kind orientieren. Eine tatsächliche Qualitätsverbesserung lässt sich jedoch nur dann erreichen, wenn Wettbewerb besteht. Das bedeutet, dass privat-gewerbliche Träger mit den anderen Trägern gleichgestellt werden müssen. Ein Zertifizierungsverfahren mit Gütesiegel wird die Qualität der Kindertageseinrichtungen sicherstellen. Mit der Niedersächsischen Schulinspektion hat Niedersachsen bereits Erfahrung im Bereich der Qualitätsüberprüfung von Bildungseinrichtungen. Diese Erfahrungen sollen beim Aufbau eines Zertifizierungsverfahrens genutzt werden. Erzieherinnen und Erzieher müssen mehr Zeit bekommen, um sich dem einzelnen Kind widmen zu können. Ein Betreuungsschlüssel von 1 Erzieher zu 4 Kindern im Bereich der unter Dreijährigen und ein Schlüssel von 1 zu 8 für die Drei- Sechsjährigen ist anzustreben

Der Übergang vom Kindergarten in die Schule wird dort erleichtert, wo Grundschulen und Kindertagesstätten eng miteinander zusammenarbeiten. In den vergangenen Jahren wurde dazu in Niedersachsen der Modellversuch „Brückenjahr“ begonnen. Nach den ersten positiven Ergebnissen wird der Modellversuch nun an weiteren Standorten durchgeführt. Als Alternative zur Einführung des Brückenjahres sollten die Kommunen die Möglichkeit erhalten, an den Standorten der Grundschulen Vorschulklassen einzurichten. Die FDP Niedersachsen wird sich dafür einsetzen, dass das Brückenjahr flächendeckend in Niedersachsen eingeführt wird.

Grundschule

Durch die oben beschriebenen Maßnahmen wird es möglich sein, eine weitestgehende Chancengleichheit zum Zeitpunkt der Einschulung herzustellen. Dennoch sind auch in der Grundschule weitere Maßnahmen notwendig, um die Kinder gezielt zu fördern und zu unterstützen. Auch hier wird es notwendig sein, dass Grundschulen sich noch stärker aktiv dem Erziehungsauftrag widmen. Grundsätzlich setzt die FDP Niedersachsen auf eine Lernförderne und innovative Schulgestaltung. In Primarstufen, besonders in sozialen Brennpunkten, sollen daher Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer unterstützen. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sollen unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Zum einen sollen sie Schülerinnen und Schüler gezielt fördern, die in ihrem Verhalten auffällig sind und das Schulleben stören. Zum anderen sollen sie den Kindern Grundfertigkeiten der Konfliktbewältigung vermitteln. Ziel muss sein, alle Kinder zu fördern: die einen durch einen ungestörten Unterrichtsablauf und die anderen durch individuelle Unterstützung. Darüber hinaus sollen die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen aber auch die Eltern in Erziehungsfragen unterstützen und hinsichtlich der Förderung ihrer Kinder beraten. Ferner sollen die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen eine Schnittstelle zur Jugendhilfe bilden, damit frühzeitig auch von Seiten der Jugendhilfe auf Fehlentwicklungen und die Gefährdung des Kindeswohls reagiert werden kann.

In einigen Kommunen in Niedersachsen werden bereits sämtliche Grundschulen als offene Ganztagsschulen geführt und das Nachmittagsangebot mit der Jugendhilfe kombiniert. Dies bietet den Vorteil der engen Verzahnung zwischen Schule und Jugendhilfe. Bisher stehen berufstätige Eltern, die für ihre Kinder einen Ganztagsplatz im Kindergarten hatten, vor großen Problemen, sobald das Kind eingeschult wird. Daher sollen in den kommenden Jahren primär die Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen ausgebaut werden. Dahinter muss ein entsprechendes Förderangebot im Ganztagsbereich stehen. Diese Aufgabe müssen Land und Kommunen gemeinsam bewältigen. Neben der grundsätzlichen Förderung des Landes für Ganztagsschulen sollen die Kommunen für die als offene Ganztagsschule geführten Grundschulen zusätzliche finanzielle Mittel erhalten, mit denen sie das Ganztagsangebot ausweiten können. Als Richtgröße sollen die finanziellen Zuschüsse des Landes zu den fiktiv notwendigen Personalkosten für entsprechende Hortplätze dienen. So wird es für die Kommunen und die Schulen attraktiv, ein gutes Ganztagsangebot zu unterbreiten, weil dadurch die finanzielle Unterstützung des Landes steigt.

Der Ausbau der Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen kann allerdings eine Hortbetreuung nicht vollständig ersetzen. Insbesondere in den Schulferien und in Randzeiten (Früh- und Spätbetreuung) sind verlässliche Betreuungsangebote wichtig. Eltern sollten die Wahlmöglichkeit haben, die Ganztagsschule durch eine beitragspflichtige Hortbetreuung zu ergänzen.

Die FDP setzt sich dafür ein, dass vor Ort alternativ zur Einrichtung einer offenen Ganztagsschule auch über die Einrichtung einer vollen Halbtagsschule entschieden werden kann. Den bestehenden vollen Halbtagsschulen ist Bestandsschutz zu gewähren.

In Modellversuchen sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, die volle Verantwortung für die Grundschulen zu übernehmen. Damit können alle Belange der frühkindlichen Erziehung, angefangen bei den Kindertagesstätten, den Hortangeboten bis zu den Grundschulen in Hinblick auf Sprachförderung, sozialpädagogische Betreuung und jungend- und Erziehungshilfe durch entsprechende Personal-Pools und Synergieeffekte in einer Hand erfüllt werden.

Da in Deutschland ein Mangel an Fachkräften im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT-Fächer) zu verzeichnen ist, muss bereits frühzeitig daran gearbeitet werden, die Kinder für diese Bereiche zu begeistern. Es ist daher notwendig, dass dieser Bereich in dem Fach "Werken" und im Bereich „Technik im Sachunterricht“ in den Grundschulen angeboten wird. Auch in den Haupt- und Realschulen muss Technikunterricht weiterführend unterrichtet werden. Im Raum Friesland kann der außerschulische Lernort „Technik und Natur“ in Wilhelmshaven unterstützend wirken. Die FDP Niedersachsen fordert, dass technische Bildung Raum in den Stundentafeln in den Klassen 1 bis 10 erhält. Schulträger sollten bei der Errichtung „außerschulischer Lernorte“ unterstützt werden. Entsprechende Fortbildungen für den Bereich Natur und Technik für Lehrkräfte sollen verstärkt und flächendeckend angeboten werden.

Die FDP setzt sich als Zielgröße – spätestens wenn das Vorziehen des Einschulungsalters abgeschlossen ist – maximal 20 Kinder pro Klasse.
Auch bei zurückgehenden Schülerzahlen strebt die FDP den Erhalt kleinerer Grundschulstandorte im Rahmen von Schulverbünden an. Dabei sollen mehrere Grundschulstandorte unter dem Dach einer Schulleitung und eines Lehrerkollegiums miteinander verbunden werden. Dieses ermöglicht einen flexiblen Einsatz der Lehrkräfte und eine attraktive Bezahlung der Leitungskräfte. Ein Schulverbund benötigt zusätzliche Anrechnungsstunden und eine deutliche Entlastung im Verwaltungsbereich. Der flexible Einsatz darf nicht zu unnötigen Härten führen, Fahrzeiten sind so gering wie möglich zu halten und angemessen zu vergüten.

Den Grundschulen sollte weiter ermöglicht werden, eine flexible Eingangsstufe zu führen. Gerade in den Klassen 1 und 2 gibt es noch große Leistungssprünge. Durch die flexible Eingangsstufe kann hier den individuellen Entwicklungen der Kinder Rechnung getragen werden. Daher fordert die FDP Niedersachsen die Beibehaltung und Weiterentwicklung der flexiblen Eingangsstufe.

Weiterführende Schulen

Bei den weiterführenden Schulen setzt die FDP Niedersachsen auf ein differenziertes, vielfältiges und begabungsgerechtes Schulsystem. Nur wenn die Bildungsvielfalt in Niedersachsen erhalten bleibt, werden wir eine Qualitätsverbesserung erreichen.

Dabei spielt für die spätere Entwicklung des Kindes die richtige Auswahl aus dem vielfältigen Bildungsangebot eine wesentliche Rolle. Gerade in den ersten Jahren an den weiterführenden Schulen kann eine falsche Entscheidung fatale Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. Oftmals werden Schülerinnen und Schüler durch die Überforderung frustriert und schließen zunächst innerlich und dann zu früh mit der Schule ab. In der Folge finden sie auch an anderen weiterführenden Schulen keinen Anschluss mehr. Aber auch Schülerinnen und Schüler, die unterfordert werden, verlieren den Zugang zur Schule und schöpfen ihr Potenzial nicht aus. Diese Entwicklungen gilt es zu verhindern. Notwendig hierfür ist eine entsprechende Information und Unterstützung der Eltern bei der richtigen Schulwahl. Diese Information muss durch die Grundschule erfolgen und sollte den Eltern aufzeigen, welche Entwicklungschancen sich für die Kinder im vielfältigen niedersächsischen Bildungssystem bieten. Dabei sind vor allem die Anschlussmöglichkeiten nach den verschiedenen schulischen Abschlüssen aufzuzeigen, da vielen Eltern nicht bewusst ist, welche Chancen gerade das vielfältige Bildungssystem für Spätentwickler bereithält. Bei allen Entscheidungen ist das Kindeswohl zu beachten. Neben der Elterninformation und Elternentscheidung muss aber auch die Auffassung der Lehrkräfte in der Grundschule Berücksichtigung finden. Weichen die Auffassungen der Eltern und der Lehrkräfte der Grundschule voneinander ab, findet eine Aufnahmeprüfung statt.“

Trotz Chancengleichheit am Start werden sich alle Kinder unterschiedlich entwickeln. Diesen unterschiedlichen Entwicklungen muss Rechnung getragen werden, damit jedes Kind individuell gefördert werden kann. Dabei muss das wichtigste Ziel sein, dass keine Schülerin und kein Schüler die Schule ohne Abschluss verlässt. Dieses darf allerdings nicht durch ein Absenken der Anforderungen erreicht werden. Einen bloßen Rechtsanspruch auf einen Abschluss lehnt die FDP Niedersachsen ab. Hinter jedem Abschluss muss auch eine erbrachte Leistung jeder Schülerin und jedes Schülers stehen, sonst stellt er im weiteren Leben keinen Wert dar. Die Schule hat die Aufgabe, jede Schülerin und jeden Schüler zu dieser Leistung zu motivieren und beim Erlangen des erforderlichen Wissens und der erforderlichen Kompetenzen zu unterstützen. Daher müssen die Schulen frühzeitig feststellen, welche Kompetenzen und Stärken die einzelnen Schülerinnen und Schüler besitzen, damit diese zielgerichtet gefördert werden können. Dabei sind Stärken im praktischen Bereich ebenso zu fördern wie Stärken im theoretischen Bereich. Wenn man die Stärken einer Schülerin oder eines Schülers feststellt, so werden auch immer die schwächer ausgeprägten Kompetenzen ermittelt. Auch auf diese muss die Schule eingehen und entsprechende Förderkonzepte für die Schülerin oder den Schüler entwickeln. Darüber hinaus muss die vertikale Durchlässigkeit des Bildungssystems, sprich die Anschlussfähigkeit an den nächsten Abschluss nach Erreichen des bisherigen Abschlusses, verbessert werden. Zwei Jahre vor dem Abschluss sollen die Schülerinnen und Schüler, die die entsprechenden Stärken mitbringen, Förderangebote erhalten, die sie auf den Anschluss an den Abschluss vorbereiten sollen. Dafür müssen den Schulen zusätzliche Mittel in Form von Lehrerstunden zugewiesen werden. Ebenso müssen die Projekte für abschlussgefährdete Schülerinnen und Schüler fortgesetzt werden.

Grundlage einer verbesserten individuellen Förderung ist die Verringerung der Klassengrößen. Wie bei den Grundschulen hat die FDP Niedersachsen auch bei weiterführenden Schulen das Ziel, die Klassengrößen zu reduzieren und beginnend mit dem Schuljahr 2011/2012 ab dem 5. Schuljahrgang den Klassenteiler abzusenken. Dabei ist langfristig ein Klassenteiler von 18 (Hauptschulen) bzw. 24 (Realschulen) anzustreben.

Zur individuellen Förderung gehört, die Schülerinnen und Schüler zu fordern. Schule darf sich nicht zu einem leistungsfreien Raum entwickeln. Zum Erwachsenwerden gehört auch die Heranführung an Leistung. Erfolgserlebnisse für Schülerinnen und Schüler stellen sich erst dann ein, wenn sie zuvor auch eine Leistung erbracht haben. Qualität kann nur erreicht werden, wenn diese auch mit Leistungsanforderungen verknüpft wird und diese Leistungsstandards anschließend überprüft werden. Den Lehrerinnen und Lehrern ist zuzutrauen, dass sie in der Lage sind, das zuvor von ihnen vermittelte Wissen entsprechend zu überprüfen. Es muss daher zukünftig auf die Genehmigungspflicht schlecht ausgefallener Klassenarbeiten verzichtet werden.

Aber insbesondere unter Berücksichtigung der Schulzeitverkürzung dürfen die Leistungsanforderungen nicht zu Überforderungen der Schülerinnen und Schüler führen. Es ist daher dringend geboten, die Lehrpläne dahingehend weiter anzupassen und ständig zu prüfen. Dies muss zusätzlich unter Berücksichtigung des inhaltlichen Wandels von Schule geschehen, so dass auch in Zukunft genügend Zeit für die Vermittlung von Kompetenzen verbleibt.

Auch die weiterführenden Schulen sollen ebenso wie die Grundschulen kontinuierlich zu offenen Ganztagsschulen ausgebaut werden. Die flächendeckende Einführung von verpflichtenden Ganztagsschulen lehnt die FDP Niedersachsen ab. Dort, wo sich die Mehrheit der Beteiligten für die Errichtung von verpflichtenden Ganztagsschulen ausspricht und ein stimmiges Konzept der Schule vorliegt, sollen diese, sofern die Ressourcen dafür vorhanden sind, genehmigt werden. Allerdings hat der Ausbau der offenen Ganztagsschulen bei der Aufteilung der Ressourcen Priorität. Der Ausbau der Ganztagsschulen kann nur in enger Kooperation mit dem Vereinsleben und weiteren Bildungseinrichtungen in den Regionen stattfinden. Die offene Ganztagsschule vereint beide Lebensstile, die der Eltern mit häuslicher Betreuung der Kinder und die der Eltern mit Ganztagsberufstätigkeit. Daher sind die Ganztagsangebote so zu entwickeln, dass die Vereine mit einbezogen werden. Die Vereine leben davon, dass sie bereits den Nachwuchs an sich binden und somit auch für den ehrenamtlichen Bereich Nachwuchs fördern. Gleichwohl bieten Ganztagsangebote in Zusammenarbeit mit Vereinen die Möglichkeit, die Kinder in ihrer Eigenverantwortung zu stärken. Es ist zielführend, Medienkompetenz, Gesundheitserziehung und weitere Alltagskompetenzen verstärkt über Ganztagsangebote zu vermitteln.

Für den Ausbau der Ganztagsschulen ist es auch notwendig, dass vor Ort die Möglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler, sowie für die Lehrerinnen und Lehrer geschaffen werden, ein gesundes und nahrhaftes Mittagessen zu sich zu nehmen. Dieses Mittagessen muss kostengünstig und im Bedarfsfall den Schülerinnen und Schülern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, damit es nicht zu sozialen Ausgrenzungen kommt. Ausdrücklich sollte auch ein Frühstücksangebot gemacht werden.

Die FDP Niedersachsen sieht in der gymnasialen Oberstufe die Vorbereitung der Schüler auf weitere Bildungsangebote. Die Vermittlung der Studierfähigkeit muss dabei im Mittelpunkt stehen. Der eingeschlagene Weg der Oberstufenreform mit Zentralabitur, Profilbildung und Abitur nach 12 Jahren hat einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung der gymnasialen Oberstufe geleistet. Die Wahlfreiheit der Schüler nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten darf in der Oberstufe jedoch nicht  auf der Strecke bleiben. Die FDP Niedersachsen setzt sich daher für eine Neuausrichtung des Profilabiturs ein, durch die den Schülern mehr Wahl- und Gestaltungsfreiheit bei der Fächerkombination ermöglicht werden soll

Schulen in freier Trägerschaft

Die FDP begrüßt private Bildungsangebote als bereichernde Ergänzung des staatlichen Bildungssystems und unterstützt ihre Entwicklung. Schulen in freier Trägerschaft sind ein integraler Bestandteil des öffentlichen Schulwesens. Sie garantieren durch ihre verschiedenen Profile die Vielfalt im Bildungswesen und geben neue Impulse. Schulen in freier Trägerschaft sind darüber hinaus das beste Beispiel dafür, dass man vor mehr Wettbewerb im Bildungsbereich keine Angst haben muss. Wir fordern, private Schulen als gleichwertig zu den staatlichen Schulen zu betrachten und sie gegenüber diesen bei den Landeszuschüssen nicht zu benachteiligen, sondern endlich gleichzustellen; dazu ist es notwendig, die tatsächlichen Schülerkosten pro Schulform festzustellen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist für liberale Schulpolitik ein grundlegender und unverzichtbarer Bildungsansatz, um die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung von Unterricht und Schulleben in den Eigenverantwortlichen Schulen zu stärken und dauerhaft zu gewährleisten.

Mit der Orientierung schulischen Lebens und Lernens an den Ansprüchen und Zielsetzungen der Bildung für nachhaltige Entwicklung verortet sich die liberale Schulpolitik in Niedersachsen an den Beschlüssen der Vereinten Nationen zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 – 2014). Damit wird unverkennbar zum Ausdruck gebracht, dass BNE fundamental wichtig ist für alle Schülerinnen und Schüler, zukunftsfähig zu werden.  Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, allen Menschen den Erwerb jener Kompetenzen zu ermöglichen, die sie benötigen, um aktiv zu einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt beitragen zu können. Zugleich gilt es, globale Wirkungszusammenhänge zu berücksichtigen. Für Bildungsprozesse sind daher Themenfelder und Aufgabenstellungen auszuwählen, die für eine nachhaltige Entwicklung bedeutsam sind und Kinder und Jugendliche zugleich motivieren, sich mit Veränderungen für die Gegenwart und Zukunft zu beschäftigen. Zudem muss die Anwendbarkeit erarbeiteter Wissensbestände und entwickelter Kompetenzen in konkreten Lebenszusammenhängen gegeben sein.

Kern der Bildung für nachhaltige Entwicklung in einem ganzheitlichen Bildungsansatz von der Grundschule bis in die Sekundarstufe II ist der konsequente und durchgängige Erwerb sozialer, ökologischer und ökonomischer Kompetenzen sowie des notwendigen Fachwissens zur aktiven Gestaltung und Unterstützung nachhaltiger Entwicklungsprozesse. Diese Vernetzung sozialen, ökologischen und ökonomischen Lernens soll Grundlage für die Didaktik des fachbezogenen Unterrichts und die unterschiedlichen Unterrichtsformen an den allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen unseres Landes werden.

Neben zahlreichen unterschiedlichen Aktivitäten einzelner Schulen zur Einbindung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Unterricht verschiedener Fächer gibt es in Niedersachsen ein breites Netzwerk nachhaltiger Schülerfirmen und -genossenschaften, das seit Jahren in vielen Schulen mit großem Erfolg den Erwerb sozialer, ökologischer und ökonomischer Kompetenzen ermöglicht. Das Instrument „Schülerfirma“ ist auf eine äußerst positive Resonanz gestoßen, da es Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulformen und Leistungsniveaus in hohem Maße motiviert und zugleich eine direkte Umsetzung und Anwendung erarbeiteter Kenntnisse und Fähigkeiten in konkret-praktischen Arbeitsbezügen ermöglicht. Dieses Netzwerk der nachhaltigen Schülerfirmen und -genossenschaften auf der Basis von BNE soll in Niedersachsen weiter ausgebaut und – mit einem entsprechend modifizierten Ansatz – auf den Grundschulbereich ausgeweitet werden.

Wachstum und Beschäftigung im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft hängen wesentlich von der Bereitschaft junger Menschen ab, unternehmerische Initiativen zu ergreifen. Deshalb unterstützt liberale Bildungspolitik alle Vorhaben, die geeignet sind, unternehmerisches Denken, Eigeninitiative und lebenslange Lernbereitschaft auf allen Bildungsebenen voranzubringen.

So wird es durch Bildung für nachhaltige Entwicklung gelingen, nicht nur die steigende Zahl benachteiligter Schüler und jener mit Migrationshintergrund mit zukunftsbedeutsamen Fähigkeiten und Kompetenzen auszustatten, sondern auch die Zahl der Fachhochschul- und Universitätsabsolventinnen und -absolventen zu steigern. BNE sichert eine hohe Motivation bei Jugendlichen, sich stärker mit technischen und (natur)wissenschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Das hat sich bereits in ersten beeindruckenden Beispielen der Vernetzung des naturwissenschaftlichen Unterrichts mit den Themenbereichen „Klimaschutz“ und „Erneuerbare Energien“ gezeigt.

Diese inhaltliche Neuausrichtung der Schulen fördert auch eine noch stärkere Öffnung von Schule. Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern wie den Regionalen Umweltbildungszentren (RUZ), freien Bildungseinrichtungen, den Fachhochschulen und Universitäten, der Wirtschaft, Institutionen und Verbänden im lokalen Umfeld und in der Region unterstützt die Arbeit der Eigenverantwortlichen Schulen auf dem  Weg zu mehr Qualität und Kompetenzorientierung in Unterricht und Schulleben. Auf der Basis von BNE kann außerdem durch ein Ganztagsangebot an den Schulen ein landesweit vergleichbares, qualitativ hochwertiges und gesellschaftlich integratives Konzept verwirklicht werden.

Mit der Schwerpunktsetzung für eine „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im schulischen Bereich signalisiert liberale Bildungspolitik ihre Bereitschaft und ihre Verantwortung, neue Wege zu gehen und die Schulen Niedersachsens zukunftsfähig zu gestalten. Liberale Schulpolitik in Niedersachsen wird dafür sorgen, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als wesentlicher Orientierungsrahmen zur Qualitätsentwicklung an den Eigenverantwortlichen Schulen in Niedersachsen mit aller Entschiedenheit und Konsequenz umgesetzt wird.

Geisteswissenschaften

Deutschland ist neben allen technologischen und ökologischen Erfordernissen für den zukünftigen Erfolg unseres Landes, auch immer das Land der Dichter und Denker gewesen. Damit diese Ressourcen erhalten und wieder ausgebaut werden können, brauchen wir in den Schulen Lehrkräfte, die die musischen und philosophischen Unterrichtsfächer unterrichten können. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die unser Gemeinwesen nicht nur aus ökonomischer Sicht begreifen, sondern wichtige Impulse zur Reflektion des Gemeinwesens setzen können. Ebenso, wie die ökologischen und ökonomischen Lehrfächer an unseren Schulen ausgebaut werden sollen, brauchen wir diese Kapazitätserweiterung auch für die musischen und philosophischen Unterrichtsfächer.

Die Regionalsprache Niederdeutsch nachhaltig fördern

Liberale Bildungspolitik setzt sich besonders für Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit in einem zusammenwachsenden Europa ein. Dabei sind die Regionalsprachen einzubeziehen.

Die FDP Niedersachsen bekennt sich zur niederdeutschen Sprache als identitätsstiftendem Kulturgut des Landes Niedersachsen und anerkennt Niederdeutsch gleichermaßen auch als Bildungsgut. Sie unterstützt daher die nachhaltige Stärkung des Stellenwertes von Niederdeutsch in der vorschulischen und schulischen Bildung im Land Niedersachsen und seine intensive Förderung im Sinne der „Europäischen Charta der regional- oder Minderheitensprachen“ und der „Schweriner Thesen zur Bildungspolitik“.

Deutschland ist neben allen technologischen und ökologischen Erfordernissen für den zukünftigen Erfolg unseres Landes, auch immer das Land der Dichter und Denker gewesen. Damit diese Ressourcen erhalten und wieder ausgebaut werden können, brauchen wir in den Schulen Lehrkräfte, die die musischen und philosophischen Unterrichtsfächer unterrichten können. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die unser Gemeinwesen nicht nur aus ökonomischer Sicht begreifen, sondern wichtige Impulse zur Reflektion des Gemeinwesens setzen können. Ebenso, wie die ökologischen und ökonomischen Lehrfächer an unseren Schulen ausgebaut werden sollen, brauchen wir diese Kapazitätserweiterung auch für die musischen und philosophischen Unterrichtsfächer. Dazu sind entsprechende Mittel zum Stundenausweis bereitzustellen.

Lehrerausbildung

In der Lehrerausbildung muss darauf geachtet werden, dass Lehrkräfte entsprechend den an sie zu stellenden Anforderungen ausgebildet werden. Wir fordern dafür ein Lehrerausbildungsgesetz und eine ihm entsprechende Prüfungsverordnung mit zentralen Prüfungsstandards. Wir fordern Lehrämter und die Ausbildung von Lehrkräften nach Schulformen, die differenziert nach Anforderungen der gewählten Schulform, gleichwertig durch Ausbildungszeit und gesellschaftlicher Relevanz ist. Wir fordern, dass bereits vor Aufnahme des Studiums mit einer Potenzialanalyse überprüft wird, ob die zukünftigen Studierenden die richte Entscheidung für sich treffen. Die FDP hält eine Vermittlung vielfältiger diagnostischer Kenntnisse und deren Einübung in den praktischen Anteilen der Ausbildung für unerlässlich.

Die FDP will eine bessere Verzahnung von Fach- und Erziehungswissenschaften sowie einen höheren Stellenwert und Verstärkung der praktischen Anteile in der Ausbildung. Niedersachsen braucht eine Exzellenzinitiative für die Lehrerausbildung statt einer Zersplitterung in mehrere Fachbereiche.Für Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger ist eine Berufseinstiegsphase zu konzipieren, in der in besonderer Weise Formen der Kooperation einzuüben sind. Schließlich sind die vorhandenen Möglichkeiten in der Lehrerausbildung auszubauen, die dazu dienen, in den Mangelfächern Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern den Weg zum Lehrerberuf zu ermöglichen. Auch hier ist afu fachliche pädagogische Kompetenz zu achten.

Eigenverantwortliche Schule

Die FDP Niedersachsen fordert, dass die Eigenverantwortlichen Schulen in Niedersachsen konsequent weiterentwickelt werden. Diejenigen, die vor Ort handeln und Entscheidungen treffen, wissen häufig am besten, wie die Schule positiver gestaltet werden kann. Es ist daher Aufgabe der Bildungspolitik, den Handlungsspielraum für Entscheidungen in der Schule zu erweitern und nicht durch zusätzliche Bürokratie zu erschweren. Die Liberalen fordern, dass die Kompetenzen zwischen den Schulen und den übergeordneten Behörden klar geregelt werden und den Schulleitungen und Schulvorständen auch Entscheidungen zugetraut und überlassen werden. Nur mit einer eindeutigen, transparenten Regelung der Kompetenzen lässt sich auch die Verantwortung für Qualitätsentwicklung einer Schule darstellen. Um die Schulen bei der Weiterentwicklung der eigenverantwortlichen Arbeit zu unterstützen, ist es notwendig, die bestehenden Unterstützungssysteme (Weiterbildung, Unterrichtsentwicklung, Schulentwicklungsberatung) besser zu vernetzen und deutlich von den Kontrollsystemen zu trennen. Bestehende bürokratische Hemmnisse sollen beseitigt werden.

Weiterhin muss den Schulen langfristig die völlige Hoheit über ihr Budget und ihr Personal gegeben werden. Die FDP Niedersachsen wird sich als dazu erforderlichen Schritt dafür einsetzen, die Verbeamtung von Lehrern gänzlich einzustellen.

Dafür ist es notwendig, die Stellung der Schulleitung zu stärken. Daher fordert die FDP Niedersachsen den zügigen Aufbau der Schulleitungsakademie. Durch diese Führungsakademie sollen die zukünftigen Leitungskräfte der niedersächsischen Schulen vor der Übernahme von Funktionen für ihre neue Aufgabe vorbereitet werden. Dabei sind die gesamten Funktionen innerhalb einer Schulleitung sowie schultypabhängige Spezifika zu berücksichtigen. Mit der Veränderung der Entscheidungskompetenz von Schulleitungen, aber insbesondere der Schulleiterin oder des Schulleiters, ist es notwendig, die Leitungskräfte darauf vorzubereiten, dass sie in ein anderes Berufsbild wechseln und mehr sind als eine Lehrerin oder ein Lehrer mit zusätzlichen organisatorischen Aufgaben. Vielmehr kommt ihnen die Aufgabe zu, die Schule zu leiten und vor allem im Hinblick auf eine Evaluation der pädagogischen Arbeit die Qualität ihrer Schule nachhaltig zu verbessern. Bestandteil der Ausbildung müssen daher u. a. Personalführung, Evaluation und Qualitätsmanagement sein.

Dabei muss deutlich werden, dass die Schulleiterinnen und Schulleiter neben der Gesamtleitung der Schule insbesondere für die pädagogische Führung der Schule verantwortlich sind. Dafür müssen den Schulleiterinnen und Schulleitern aber auch die Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um sich der pädagogischen Ausrichtung zu widmen. Bisher ist die Einführung der Eigenverantwortlichen Schule von Seiten der Schulleiterinnen und Schulleiter nur mit der Übernahme zusätzlicher Aufgaben in Zusammenhang gebracht worden. Daher ist es notwendig, die Schulleiterinnen und Schulleiter und deren Vertreterinnen und Vertreter zu entlasten. Zum einen über eine Erhöhung der Anrechnungsstunden, die sich jedoch wegen der Notwendigkeit der Sicherstellung der Unterrichtsversorgung nur langfristig realisieren lässt, und zum anderen über eine Unterstützung bei den Verwaltungsaufgaben. Da Schulleitungen für sich am besten wissen, welche Entlastung sie in diesem Bereich benötigen, fordert die FDP Niedersachsen, dass die Schulen zu ihrem bisherigen Budget im Rahmen der Eigenverantwortlichen Schule ein zusätzliches Verwaltungsbudget zur Verfügung gestellt bekommen, mit dem sie sich Verwaltungsdienstleistungen einkaufen können. Die Befreiung der Lehrkräfte von zusätzlichen Verwaltungsaufgaben gilt analog. Langfristig sollen die Schulen auch die Personalhoheit erhalten und als Dienstvorgesetzte der Lehrerinnen und Lehrer insbesondere selbst über Einstellungen, Entlassungen und Beförderungen entscheiden. Eine generelle Verbeamtung von Lehrerinnen und Lehrern verträgt sich damit nicht.

Darüber hinaus ist auch die Finanzierung des Bildungssystems langfristig umzustellen. Grundsätzlich soll Grundlage der Finanzierung einer Schule zukünftig die Schülerzahl sein. Die Mittel des Landes und des Schulträgers werden in der Schule zusammengeführt und durch die Schulleitung und den Schulvorstand verwaltet. Dieses umfasst auch das Personalkostenbudget. Die Gesamtsumme richtet sich nach der Schülerzahl. Dieses hat zur Folge, dass die Schulen ein berechtigtes Interesse an der Qualitätsverbesserung haben, damit sie ihre Schülerzahlen erhalten und ausbauen können. Damit die Schulen jedoch nicht nur ein Interesse haben, ihre Schülerinnen und Schüler zu halten, sondern auch zu fördern, sollen die Schulen, die Schülerinnen und Schüler an eine weiterführende Schule mit dem Ziel eines höherwertigen Bildungsabschlusses abgeben, dafür eine Sonderzuwendung erhalten. Ferner muss in das Finanzierungssystem ein Nachteilsausgleich für Schulen in sozialen Brennpunkten implementiert werden. Außerdem muss auch hier gelten, dass für Schülerinnen und Schüler mit einem festgestellten Zusatzbedarf höhere Zuwendungen geleistet werden. Durch die Zusammenführung der Budgets und der transparenten Kostenstruktur wird sich jedoch der Handlungsspielraum der Schulen erweitern. Die Umstellung auf diese Finanzierungsform ist jedoch nur möglich und sinnvoll, wenn die Schuleinzugsbezirke aufgehoben werden und die Eltern sowie die Schülerinnen und Schüler die Schule in ihrem Bereich frei wählen können.

Unterrichtsversorgung

Die FDP setzt sich dafür ein, dass an allen niedersächsischen Schulen stets eine volle Unterrichtsversorgung gewährleistet ist. Alle niedersächsischen Schulen müssen in die Lage versetzt werden, die Jahreswochenstunden, die in einem Fach zur Verfügung stehen, auch vollständig in diesem Fach zu unterrichten. Dies ist eine Herausforderung besonders für derzeit schwer zu besetzende Fächer.

Es darf nicht zum Nachteil der Schüler zu stark von der durchschnittlichen Länge abweichenden Kurzschuljahren kommen, daher ist die niedersächsische Ferienordnung dahingehend zu ändern, dass extreme Zeitsprünge nicht vorkommen können.

In die Ausbildung und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern darf nicht weniger investiert werden als in die vergleichbaren Berufe. Dann dürfen Lehrkräfte aber auch nicht im Regelfall in der gleichen Gehaltsklasse in den Ruhestand gehen, in der sie nach der Ausbildung eingestellt wurden. Leistung muss wie in anderen Berufen angemessen belohnt werden können. Die niedersächsische FDP fordert:

  • eine bedarfsgerechte Aufstockung der Vertretungsreserve, die sicherstellt, dass Unterrichtsausfall verhindert wird;
  • besonders Schulen in ländlichen Regionen sowie Ganztagsschulen stärker als bisher durch Personalressourcen zu unterstützen;
  • eine Reduzierung der Klassengröße, um eine optimale Betreuungsrelation zu erreichen;
  • in Mangelfächern attraktive Angebote für den Quereinstieg in den Schuldienst auch mit besserer Anrechnung der Vordienstzeiten zu unterbreiten und die Begleitqualifizierung fortzuentwickeln sowie besser zwischen den Studienseminarstandorten zu vernetzen;
  • verstärkt durch Kurz- und Ergänzungsqualifizierungen gezielt Lehrkräften die Möglichkeiten eröffnen, die Lehrbefähigung für ein sogenanntes Mangelfach zusätzlich zu erwerben;
  • durch größere Flexibilität bei Einstellungsbedingungen mehr Lehrkräfte aus anderen Bundesländern zu gewinnen;
  • gezielt Männer für den Lehrerberuf besonders an Grundschulen und den Erzieherberuf an Kindertagesstätten zu gewinnen, damit sichergestellt wird, dass jeder Schüler auch eine männliche Bezugsperson hat;
  • im Bereich der Grund-, Haupt- und Realschulen mehr Leistungsanreize durch Beförderungsämter analog zum Lehramt für Gymnasien zu schaffen und im Prozess der zunehmenden Eigenverantwortung von Schulen die bestehenden Regelungen für leistungsbezogene Elemente der Besoldung für Lehrkräfte umzusetzen;
  • die aktive Personalentwicklung durch die Landesschulbehörde weiterzuentwickeln;
  • die Schulleitungsakademie als Instrument einer effektiven Personal- und Führungskräftestrategie des Landes im Schulbereich fortzuentwickeln und das Niedersächsische Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung (NiLS) in der bildungspolitischen Landschaft als Motor der Schulentwicklung in Niedersachsen weiter zu profilieren. Dazu ist eine entsprechende sachliche und personelle Ausstattung nötig. Es soll überprüft werden, ob langfristig die Unterrichtsentwicklung und die Schulentwicklungsberatung, die zur Zeit bei der Landesschulbehörde angesiedelt sind, dem NiLS zugeordnet werden.

Benachteiligte Gruppen intensiv fördern

Die demografische Entwicklung wird uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor große Herausforderungen stellen: Zum einen wird die Anzahl schulpflichtiger Kinder und Jugendlicher deutlich abnehmen. Zum anderen wird der Anteil benachteiligter Kinder und jener mit Migrationshintergrund weiter ansteigen. Und gerade in dieser Bevölkerungsgruppe ist die Zahl der Schulabbrecher sehr hoch.

Diesen benachteiligten Kindern und Jugendlichen muss mit zielgerichteten pädagogischen Angeboten Unterstützung gegeben werden, um die soziale Integration zu fördern und eine Qualifizierung für den Arbeitsmarkt zu erreichen. In einer zukunftsfähigen Schule und Gesellschaft darf kein Kind und kein Jugendlicher zurückbleiben.

Seit jeher werden Qualifikationsmängel bei den Bewerberinnen und Bewerbern beklagt. Grund hierfür sind auch die steigenden Anforderungen und erhöhte Zahl der Wiederbewerber am angespannten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Für eine gute schulische Qualifikation und einen Schulabschluss muss auf einen direkten Bezug zur Arbeitswelt, die Einbeziehung sozialpädagogischer Kompetenz und Berücksichtigung spezifischer Problemfelder sozial benachteiligter junger Menschen im Schulalltag Wert gelegt werden. Die FDP fordert:

  • Auf der Basis von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) muss ein pädagogisch basierendes Lern- und Betreuungskonzept für diese Schülergruppen aufgestellt werden.
  • Für Schulen mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund wollen wir mehr Ressourcen für Fördermaßnahmen vor allem im Bereich sprachlicher Förderung, dabei vor allem der Frühförderung.
  • Die Diagnostik im Bereich Dyskalkulie und Legasthenie ist zu verbessern.
  • Lehrkräfte müssen auf den Umgang mit Schülerinnen und Schülern, die unter ADHS leiden, besser in Aus- und Fortbildung vorbereitet werden.
  • Das Land muss die Anzahl der beschäftigten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen deutlich erhöhen, Ziel ist es, mindestens die deutsche Durchschnittsversorgung zu erreichen. Außerdem muss das Programm der Bereitstellung von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern verlängern und ausbauen sowie zur pädagogisch kontinuierlichen Arbeit mehrjährige  Beschäftigungsverhältnisse für Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter ermöglichen.
  • Weitere Schulen in sozialen Brennpunkten sind mit zusätzlichen Mitteln für Ganztagsangebote auszustatten.
  • Alle ausbildungswilligen jungen Menschen in Niedersachsen soll die Chance auf einen Einstieg in das Erwerbsleben geboten werden. Aus diesem Grunde müssen Jugendliche am Ende ihrer allgemein bildenden Schulzeit in die Lage versetzt werden, eine duale Berufsausbildung erfolgreich absolvieren zu können.

Medienkompetenz

In Schulen müssen Medienkompetenzvermittlung stärker Teil des Curriculums und medienpädagogische Inhalte stärkerer Bestandteil der Lehreraus- und -fortbildung werden. Wir brauchen ein Programm für eine bessere Medienausstattung z. B. mit mehr elektronischen Tafeln statt Verharren in der Kreidezeit, mehr zeitgemäßen PCs und flexiblen pädagogischen Netzwerken an Schulen. Eine intensivere Behandlung von Urheberrecht, Datenschutz, Datensicherheit und Persönlichkeitsschutz im Unterricht ist ebenso notwendig wie eine zeitgemäße Begegnung von Cyber-Mobbing in von Schülerinnen und Schülern genutzten sozialen Netzwerken wie SchülerVZ, Facebook und MySpace. Dazu sollen in Schulen neue Medien verstärkt direkt in den Unterricht implementiert werden. Es ist ebenfalls wichtig, gezielt die Eltern anzusprechen, da die Nutzung Neuer Medien auch Teil der Freizeitgestaltung vieler Jugendlicher ist. Aus Sicht der FDP werden besonders flexible, praxisnahe und zielgruppenorientierte Maßnahmen benötigt, die in einem so dynamischen und sich ständig verändernden Umfeld wie den Neuen Medien die Aussicht auf eine erfolgreiche Vermittlung von Medienkompetenz versprechen.

Schulische Medien

Schulische Medien müssen konsequent aktualisiert und von ideologischen Lasten befreit werden. Es muss ein Ende haben, dass Schülern die Verbrechen des DDR-Regimes größtenteils vorenthalten werden und wirtschaftliche Zusammenhänge einseitig und ideologisch bewertet werden, wie eine Studie der Friedrich-Naumann Stiftung belegt hat. Die FDP Niedersachsen fordert die Landesregierung auf, im Rahmen ihrer Fachaufsicht sicher zu stellen, dass nur solche Schulbücher zum Einsatz kommen, die aktuell sind und keine politische Ideologie propagieren.

Ganztagsschulen

In Ganztagsschulen wird ein Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Kindererziehung und Berufstätigkeit der Eltern geleistet. Ganztagsschulangebote erfüllen auch veränderte Anforderungen einer Wissens- und Informationsgesellschaft, indem sie Lernzeiten und Fördermöglichkeiten erweitern. Sie bieten verbesserte Möglichkeiten zur gezielten Förderung, eine bessere Strukturierung des Lernstoffs und Rhythmisierung des Unterrichts,  eine Stärkung des sozialen Miteinanders sowie mehr Zeit für Projekte und Vertiefungen. In Kooperation z. B. mit Kinder- und Jugendhilfe sowie Vereinen im Bereich Musik, Kunst und Sport muss dazu ein pädagogisch ausgerichtetes Unterrichtsangebot erfolgen und Unterricht in voller Qualität erteilt werden. Kooperationen von Schulen mit außerschulischen Partnern sind zu unterstützen. Ganztagsschulen, in denen die Schülerinnen und Schüler nur am Nachmittag ohne pädagogisches Konzept „aufbewahrt" werden, lehnt die FDP ab. Für Ganztagsangebote mit guten Konzepten sind dagegen vermehrt Personalressourcen zur Verfügung zu stellen.

Sonderpädagogische Förderung und Inklusion

Die FDP Niedersachsen bekennt sich dazu, dass niemand alleine wegen seiner Behinderung schlechtere Bildungschancen haben soll. Im Umgang innerhalb eines gemeinsamen Lernumfeldes lassen sich für Kinder sowohl mit wie ohne Behinderungen unschätzbar wertvolle soziale Kompetenzen erwerben. Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zielt auf eine grundsätzliche Inklusion in den Unterricht allgemeiner Schulen. Daraus folgt der Auftrag, Konzepte für individuelle Förderung und Unterrichtsgestaltung zu entwickeln, die einen inklusiven Unterricht ermöglichen. Dies kann durch entsprechende unterstützende Angebote wie die Mobilen Dienste erleichtert werden. Ein inklusiver Unterricht wird aber vor dem Hintergrund begabungsgerechter Schulformen nicht allen Kindern mit Behinderungen und einem sonderpädagogischen Förderbedarf gerecht werden können, daher werden wir auf spezifische Bildungsangebote nicht verzichten können.

Die Förderschulen sind eigenständige Bildungsangebote für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die im allgemein bildenden Schulwesen nicht angemessen gefördert werden können. In Niedersachsen gibt es für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf umfangreiche und differenzierte Förderangebote. Diese reichen von Integrationsklassen, mobilen Diensten hin zu Förderschulen mit entsprechenden Schwerpunkten. Diese Förderangebote müssen weiter entwickelt werden und im Hinblick auf das Prinzip der Inklusion ergänzt werden. Die FDP fordert:

  • Die Primarstufen an den Förderschulen sind zu erhalten und zu sichern.
  • Förderschulen sind in angemessenem Umfang mit Sozialpädagogenstunden zu versorgen.
  • Daneben wird der mobile Dienst weiter ausgebaut.
  • verstärkte Kooperationen zwischen Förderschulen und weiterführenden Schulen sollen ermöglicht werden; beim Neubau von Förderschulen ist darauf zu achten, dass diese in unmittelbarer Nähe zu bereits vorhandenen Schulen errichtet werden.
  • Die Mobilen Dienste in Niedersachsen sind als Maßnahmen inklusiver Pädagogik weiterzuentwickeln und dadurch die Tragfähigkeit der Regelschule für Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf zu erweitern.
  • Die Bundesagentur für Arbeit ist verstärkt in Projekte zum Übergang von der Schule in den Beruf einzubeziehen.

Hochbegabung

Ein kleiner Teil der Schülerschaft ist im gewöhnlichen Unterricht intellektuell unterfordert. Diese jungen Menschen stellen aber nicht nur einen wichtigen Teil des geistigen Potenzials unserer Gesellschaft dar, sondern sie sind oft vom Scheitern bedroht, weil sie in ihrer eigenen individuellen Entwicklung nicht entsprechend gefördert und unterstützt werden können. Daher fordert die niedersächsische FDP:

  • besondere Schulangebote für Hochbegabte aufzubauen;
  • die Hochbegabtenverbünde mit entsprechend qualifizierten Lehrkräften weiter auszubauen;
  • die Schaffung von außerschulischen Angeboten wie E-Learning in der Fläche;
  • die Ansiedlung des Themas Hochbegabung muss auch in der Universitätsausbildung fest verankert werden.

Bildungsausgaben

Die Liberalen fordern den bei zurückgehenden Schülerzahlen neuen finanziellen Spielraum für mehr Qualität im Bildungswesen zu nutzen. Ein effektiver Einsatz bestehender Mittel reicht jedoch nicht aus. Damit Niedersachsen wirklich Bildungsland wird, sind vielmehr Bildungsausgaben haushaltspolitisch zu privilegieren. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten darf an der Zukunft unserer Gesellschaft nicht gespart werden.

Entwicklung der Schullandschaft

Die FDP Niedersachsen bekennt sich zu einem vielfältigen und begabungsgerechten Bildungssystem, in dem jede Schülerin und jeder Schüler gleiche Chancen hat sich zu verwirklichen. Diese Chancengleichheit ist jedoch nur gegeben, wenn es flächendeckend ein vielfältiges Bildungsangebot gibt, welches mit einem breiten Spektrum sämtliche Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abdeckt. Daher lehnt die FDP Niedersachsen ein Einheitsschulsystem ab. Nur in einem vielfältigen Bildungssystem können sich Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Begabungen entwickeln und entfalten. Die verschiedenen Bestandteile des Schulwesens müssen dabei aufeinander abgestimmt sein, so dass das System durchlässig ist und je nach Leistungsentwicklung die Schülerinnen und Schüler die Chance haben, ein für sie optimales Lernumfeld zu wählen. Ein solches Bildungssystem bietet Chancengerechtigkeit am Start und verhindert Gleichmacherei am Ende.

Da die Geburtenzahlen rückgängig sind, wird es jedoch nicht leichter, ein solches differenziertes Angebot flächendeckend in Niedersachsen vorzuhalten. Gleichwohl wird sich die FDP Niedersachsen trotz zurückgehender Schülerzahlen dafür einsetzen, dass Schulstandorte erhalten bleiben und die Fahrtzeiten für die Schülerinnen und Schüler zumutbar bleiben. Damit der ländliche Raum auch für junge Familien weiterhin attraktiv bleibt, muss hier weiterhin gelten: kurze Wege für kurze Beine.

Einführung einer Sitzplatzgarantie im Schulbusverkehr über einen Testzeitraum von einem Jahr in mindestens 3 Landkreisen und 3 kreisangehörigen Städten.

Der demografische Wandel zeigt sich schon heute in den Grundschulen. Die FDP Niedersachsen strebt den Erhalt auch kleinerer Grundschulstandorte im Rahmen von Schulverbünden an. Bei Schulverbünden sollen mehrere Grundschulstandorte unter dem Dach einer Schulleitung und eines Lehrerkollegiums miteinander verbunden werden. Dies ermöglicht einen flexiblen Einsatz der Lehrkräfte und eine attraktive Bezahlung der Leitungskräfte. Da die Leitungskräfte durch die Anzahl der Standorte zusätzlich belastet sind, sollen diese durch zusätzliche Anrechnungsstunden oder zusätzliches Verwaltungsbudget entlastet werden. Dabei ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass zusätzlich zur Schulleitung auch für jeden Standort eine verantwortliche Lehrkraft zu benennen ist, die ebenfalls durch zusätzliches Entgelt oder Anrechnungsstunden zu entlasten ist. Bei dem flexiblen Einsatz der Lehrkräfte ist darauf zu achten, dass keine unnötigen Härten, zum Beispiel täglicher Standortwechsel, entstehen. Die Fahrtzeiten sind so gering wie möglich zu halten.

Die weiterführenden Schulen bilden die Grundlage des vielfältigen und begabungsgerechten Schulwesens in Niedersachsen. Die weiterführenden Schulen sollen in ihrer Vielfalt flächendeckend in Niedersachsen erhalten bleiben. Dazu zählen neben den Hauptschulen, den Realschulen, den Gymnasien, den Kooperativen Gesamtschulen und den Integrierten Gesamtschulen auch die Förderschulen.

Auch die Integrierten Gesamtschulen gehören zum vielfältigen Schulangebot in Niedersachsen. Die FDP Niedersachsen hält an den geltenden Rahmenbedingungen zur Errichtung von Integrierten Gesamtschulen fest. Integrierte Gesamtschulen können eine regional sinnvolle Ergänzung des Schulangebots darstellen. Grundlage muss jedoch sein, dass auch an Integrierten Gesamtschulen unter denselben Rahmenbedingungen gearbeitet wird und Schülerinnen und Schüler gezielt gefördert und gefordert werden. Auch in den Integrierten Gesamtschulen muss leistungsorientiert gearbeitet werden, damit die Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen haben, qualitätsgleiche Abschlüsse zu erwerben.

Es ist jedoch das Ziel der FDP Niedersachsen, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Chance besitzt, unter zumutbaren Fahrtzeiten ab der fünften Klasse ein Gymnasium zu besuchen und das Abitur abzulegen. Insbesondere nach Abschaffung der Orientierungsstufe müssen Fünft- und Sechstklässler, die das Gymnasium besuchen, weite Wege in Kauf nehmen. Die FDP Niedersachsen wird sich dafür einsetzen, dass es zu keiner Verschlechterung der gegenwärtigen Situation für Fahrschülerinnen und Fahrschüler kommt.

Angesichts des demografischen Wandels wird es zunehmend schwierig, Haupt- und Realschulen als eigenständige Schulformen flächendeckend aufrecht zu erhalten. Daher soll im Rahmen der eigenverantwortlichen Schule die Zusammenarbeit von Haupt- und Realschulen ermöglicht und weiterentwickelt werden. Dieses hat zum Vorteil, dass die Schülerinnen und Schüler wohnortnah sämtliche Abschlüsse des Sekundarbereichs I erzielen können. Nach Möglichkeit sollte der Unterricht jedoch auch an zusammengeführten Haupt- und Realschulen differenziert erfolgen, damit eine individuelle Förderung und Forderung der Schülerinnen und Schüler gewährleistet bleibt. Ziel muss aber nicht nur sein, dass die Schülerinnen und Schüler einen Abschluss erreichen, sondern auch, dass sie die Möglichkeit haben, einen Anschluss an den Abschluss zu finden. Dieser Anschluss kann in einer Berufsausbildung zum Ausdruck kommen oder auch im Übergang in die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe. Daher ist ein weiterer Ausbau der berufsorientierenden Maßnahmen an den Haupt- und Realschulen notwendig. Hierbei bietet sich neben der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft auch die verstärkte Zusammenarbeit mit den berufsbildenden Schulen an. Eine solche Kooperation kann auch für den Übergang in die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe zielführend sein, weil gezielt auf den Besuch des Fachgymnasiums vorbereitet werden kann. Darüber hinaus soll auch die Zusammenarbeit mit den Gymnasien ausgebaut werden, damit ein reibungsloser Übergang in die Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe erreicht wird. Analog zu den Regelungen der Profilbildung im Realschulbereich sollten auch in mehrzügigen Hauptschulen oder Hauptschulzweigen Profilbildungen möglich sein. Darüber hinaus ist es aus Sicht der FDP Niedersachsen notwendig, langfristig alle Hauptschulen und Realschulen dauerhaft mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen auszustatten.

Es wird jedoch auch Regionen geben, in denen aufgrund des Schülerrückganges der Erhalt von Schulstandorten trotz Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen gefährdet ist. Hier kann im Einzelfall geprüft werden, ob der Schulstandort durch Angliederung eines Gymnasialzweiges im Sekundarbereich I gesichert werden kann, damit eine wohnortnahe Beschulung aller Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden kann.

Berufliche Bildung

Die FDP Niedersachsen bekennt sich zum System der dualen Berufsausbildung.

Die Verknüpfung der betrieblichen Ausbildung mit der berufsschulischen hat sich in der Praxis bewährt, eine praxisgerechte Ausbildung wird so gewährleistet. Die betriebliche Sozialisation im unmittelbaren Umgang mit Kunden, Vorgesetzten und Kolleginnen und Kollegen kann durch schulisches Angebot nicht ersetzt werden. Zudem bringt die Praxisnähe der betrieblichen Ausbildung für viele Jungendliche neue Motivation.

Die duale Ausbildung zeigt insbesondere dann besondere Erfolge, wenn eine enge Kooperation zwischen Betrieb und Berufsschule gewährleistet ist. Daher ist eine ausbildungsplatznahe Beschulung so weit wie möglich zu gewährleisten. Im Übrigen werden auf diese Weise Ausbildungsplätze in kleineren Betrieben erhalten.

Darüber hinaus müssen neue Ausbildungsplatzkapazitäten erschlossen werden. Viele kleine und mittlere Unternehmen, vor allem im neuen Dienstleistungssektor, sehen sich nicht im Stande, die Anforderungen der Ausbildungsordnungen komplett zu erfüllen. Hier helfen nicht neue Berufsbilder; vielmehr ist die Modularisierung der Berufsausbildung eine Lösung auch bieten sich so auch Chancen für weniger leistungsstarke Jugendliche, die Teilqualifikationen erwerben können und nicht gänzlich an den Anforderungen der drei- und dreieinhalbjährigen Ausbildungen scheitern, wie dies heute vielfach der Fall ist. Außerdem sichert die Modularisierung der beruflichen Bildung die notwendige Flexibilität und würde helfen, das deutsche System der dualen Berufsausbildung auf den Kopenhagen-Brügge-Prozess einzustellen.

Auch im beruflichen Übergangssystem könnten dann bereits Module der Berufsausbildung vermittelt werden, wodurch Ausbildungszeiten und Belastungen für die Betriebe verringert werden könnten.

Die Berufsfachschulen tragen außerdem entscheidend dazu bei, dass das Bildungssystem durchlässig bleibt. Dies gilt auch für die beiden anderen Säulen des berufsbildenden Schulwesens, die Fac