Imke Haake: Eckpunkte sind keine entscheidende Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit
Zu den „Schulfachlichen Eckpunkten zur Neugestaltung der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung in Niedersachsen“, äußert sich die Generalsekretärin der FDP Niedersachsen, Imke Haake:
„Als Freie Demokraten begrüßen wir eine größere Flexibilisierung und Individualisierung bei den Wahlmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler sowie die Schaffung von Freiräumen für die Schwerpunktsetzungen der einzelnen Schulen. Eine Modernisierung der Verordnungen für die Sekundarstufe II ist zwingend notwendig, um der veränderten Lebens- und Berufswelt Rechnung zu tragen.
Insofern ist die Abschaffung der Schwerpunkte ebenso richtig, wie die Beibehaltung von 5 Prüfungsfächern, die, bei Beibehaltung der Kernfachauflage, für eine echte Wahlmöglichkeit Voraussetzung ist.
Wir treten sehr deutlich dafür ein, dass es keine weiteren Einschränkungen und Vorgaben über die KMK-Vorgaben hinaus gibt, wie das in Niedersachsen im Rahmen der letzten Verordnung der Fall war. Wir sind für eine bundeseinheitliche Regelung, die einen problemlosen Bundeslandwechsel ermöglicht, beispielsweise bei berufsbedingtem Umzug der Erziehungsberechtigten. In einem vereinigten Europa sollte dies nicht nur zwingend innerhalb, sondern tatsächlich auch unter den Mitgliedstaaten möglich sein.
Wir begrüßen grundsätzlich die Reduktion der Klausuranzahl zugunsten von alternativen Prüfungsformaten, die die Kommunikationskompetenzen und die Kollaboration fördern. Gleichwohl bleibt auch in diesen Formaten die Sprachverstehens-, Textproduktions- und Rechtschreibkompetenz Grundlage der einzufordernden Leistung und muss entsprechende Beachtung in der neuen Verordnung finden.
Den Entfall des Seminarfaches und der Facharbeit ist in Zeiten von KI sachlogisch nachvollziehbar, die damit einhergehende Reduktion der wissenschaftspropädeutischen Vorbereitung auf ein akademisches Studium an einer Universität aber nicht. Die bisher im Seminarfach vermittelten Inhalte müssen weiterhin vermittelt werden.
Die avisierten Eckpunkte führen nur bedingt zu einer Entlastung der Lehrkräfte, da alternative Prüfungsformate einer intensiven Vorbereitung und Betreuung bedürfen und somit der geringere Korrekturaufwand durch weniger Klausuren wieder aufgewogen wird. Eine echte Entlastung würde durch einen deutlichen Abbau von Bürokratie erfolgen. Die Verwaltungstätigkeiten der Lehrkräfte müssen deutlich reduziert und das pädagogische Geschäft wieder in den Fokus genommen werden.
Letztendlich sehen wir in den genannten Eckpunkten keine entscheidende Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit, wie es das Kultusministerium verheißt. Bildungsgerechtigkeit ist für uns die grundsätzliche Möglichkeit der individuellen Persönlichkeits- und Leistungsentwicklung des einzelnen Kindes in Unabhängigkeit von Elternhaus, Schulträger und Bundesland.“