Kommunalwahl 2021: Schule, Bildung, Kinder und Jugend

Kein Denkmalschutz fürs Bildungssystem

Sanierungsstau bei den Schulen angehen:
Gute Bildung braucht gute Schulen, auch im Sinne von ordentlicher Bau-und Infrastruktursubstanz. Der Sanierungsstau bei den Schulen muss durch Bereitstellung der nötigen Mittel und pragmatischer Handhabung von Bauvorgaben beseitigt werden. Priorität muss die möglichst schnelle Verfügbarkeit von Schulraum mit in jeder Hinsicht einwandfreier, moderner und digitaler Infrastruktur sein.

Jedes Kind soll die Chance auf frühkindliche Bildung erhalten – Trägervielfalt stärken:
Wir Freie Demokraten fordern, dass jedes Kind die Chance auf frühkindliche Bildung erhalten soll. Wir wollen die Trägervielfalt erhalten. Wir sehen die Betreuung unserer Kinder nicht als eine reine Unterbringungsmöglichkeit während der Arbeitszeit der Eltern; wir sehen sie vielmehr als Chance zur Förderung der Entwicklung und des Lernens in einer kindgerechten Umgebung unter der Anleitung und der Obhut von Fachpersonal. Uns ist deshalb wichtig, dass alle Eltern ab Geburt des Kindes sowohl den Rechtsanspruch auf, als auch einen tatsächlichen Platz in einer passenden Betreuungseinrichtung erhalten. Dabei soll den Eltern die größtmögliche Wahlfreiheit geboten werden, um das richtige Betreuungsangebot für ihr Kind zu finden. Es gibt eine Vielzahl von Betreuungskonzepten und Trägern. Nur wenn ein vielfältiges Angebot vorhanden ist, kann für jedes Kind der beste individuelle Platz gewährleistet werden. Bürokratische Hürden, die die Schaffung privater Betreuungseinrichtungen erschweren, müssen daher abgebaut werden. Tägliche Bewegungsangebote sind wichtiger Bestandteil der frühkindlichen Bildungsangebote.

Flexible Betreuungszeiten statt Recht auf Vormittagsplatz:
Wir Freie Demokraten fordern flexible Betreuungszeiten für alle Kinder. Flexibilität und ein ausgewogener Angebotsmix aus verschiedenen, gleichwertig zu betrachtenden Betreuungsformen sichert qualitativ hochwertige Betreuung und ist ein wichtiger Baustein für die Entwicklung unserer Kinder. Arbeitsweisen und damit Arbeitszeitmodelle können sehr unterschiedlich sein. Es kann im Job zum Beispiel arbeitsintensive Hochphasen geben oder auch entspannte Nebensaisons. Deswegen müssen Betreuungsangebote flexibel sein. Wir setzen uns daher für ein vielfältiges Angebot an Betreuungszeiträumen ein, innerhalb einer Bandbreite von Kurzzeitbetreuung bis hin zu einer 24-Stunden-Betreuung. Dafür ist der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz dahingehend zu ändern, dass er nicht nur für die Betreuung in einer Vormittagsgruppe ausgelegt ist.

Erhalt eines differenzierten, vielfältigen und begabungsgerechten Schulsystems:
Wir Freie Demokraten fordern den Erhalt eines vielfältigen und begabungsgerechten Schulsystems. Nur wenn die Bildungsvielfalt erhalten bleibt, werden wir eine Qualitätsverbesserung erreichen. Dabei spielt für die spätere Entwicklung des Kindes die richtige Auswahl aus dem breiten Bildungsangebot eine wesentliche Rolle. Es ist wichtig, dass die Schulträger verschiedene, regional abgestimmte Angebote vorhalten, um mit einem breiten Spektrum sämtliche Lernbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abdecken zu können.

Offene Ganztagsschulen für alle Kinder:
Wir Freie Demokraten fordern die flächendeckende Einführung offener Ganztagsschulen für alle Kinder unter Beibehaltung eines ergänzenden Hortangebotes. Auch nach der Einschulung kann eine Betreuung erforderlich sein. Wir fordern daher den zügigen Ausbau freiwilliger Ganztagsschulen sowohl im Grundschul- als auch im weiterführenden Schulbereich. Dabei hat nach unserem Konzept der eigenverantwortlichen Schule jeder Schulträger ein Ganztagsangebot an den Schulen oder in zumutbarer Erreichbarkeit vorzuhalten. Dabei sind schulformübergreifende Angebote zu priorisieren. Dies soll ausdrücklich auch in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Vereinen und Gruppen möglich sein. Auch die außerschulische Ganztagsbetreuung erfüllt dabei einen pädagogischen Anspruch und unterliegt der Aufsicht der für die Schulen zuständigen Regionalen Landesämter für Schule und Bildung und dem Kultusministerium. Der Ausbau der Grundschulen zu offenen Ganztagsschulen kann allerdings eine Hortbetreuung nicht vollständig ersetzen. Insbesondere in den Schulferien und in Randzeiten sind verlässliche Betreuungsangebote wichtig. Eltern sollten die Wahlmöglichkeit haben, die Ganztagsschule durch eine beitragspflichtige Hortbetreuung zu ergänzen.

Ausbau der Kindertagespflege:
Wir Freie Demokraten fordern, dass die Kindertagespflege weiter ausgebaut und angemessen vergütet wird. Neben den Tageseinrichtungen leistet auch die Kindertagespflege durch qualifizierte Tagesmütter und -väter einen wichtigen Beitrag, um flexible Betreuungsangebote zu schaffen. Um auch dem Bildungsanspruch gerecht zu werden, sind die Qualifizierungsangebote für angehende Tagespflegekräfte auszuweiten und dabei verstärkt Aspekte der frühkindlichen Bildung zu vermitteln. Qualifizierte Tagespflegekräfte sollen auch eine angemessene Vergütung erhalten.

Jeder Grundschüler soll lesen lernen:
Wir Freie Demokraten fordern, dass jedes Kind lesen lernt. Wir wollen bei den Kleinsten beginnen und ein Bewusstsein für den Wert und den Einfluss von Literatur schaffen. Grundvoraussetzung hierfür ist es zunächst, ein ausreichendes Leseverständnis zu schaffen. Neben dem Lesenlernen in der Grundschule können beispielsweise Lesenächte, Bibliotheksbesuche, Lernprogramme wie Antolin oder Lesestunden von Autoren Anreize schaffen, ein Buch zu lesen. Kooperationen zwischen der örtlichen Bibliothek und den Grundschulen unterstützen diese Anreize.

Sitzplatzgarantie in der Schülerbeförderung:
Wir Freie Demokraten fordern, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Möglichkeit erhalten soll, im Schulbus einen Sitzplatz zu erhalten. Anderswo ist es üblich, dass jedes Kind im Schulbus einen Sitzplatz angeboten bekommt. Nur bei uns werden die Kinder teilweise sogar an der Haltestelle stehen gelassen, weil der Bus bereits überfüllt ist. Das stellt nicht nur eine Gefahr für die Sicherheit der Kinder dar, sondern ist auch eine Benachteiligung der Kinder auf dem Land, weil es teilweise nur die eine Busverbindung gibt. Die Regelung soll auch bei Überlandfahrten in für den Schulbusverkehr genutzten Buslinien des ÖPNV gelten. Dort muss ferner eine Anschnallpflicht eingeführt werden.

Freiräume für Jugendliche schaffen:
Wir Freie Demokraten fordern mehr Treffpunkte für Jugendliche. Auch Jugendliche brauchen Orte, an denen sie für sich sein können. Für Kinder gibt es Spielplätze zum Treffen und Austoben, doch die Jugendlichen vermissen eigene Räume, an denen sie sich – egal ob drinnen oder draußen – treffen können. Daher sprechen wir uns dafür aus, dass beispielsweise seitens der Stadt- und Gemeindeverwaltung digitale Labs als Modellorte eingerichtet werden, an denen junge Menschen ihre digitalen Fähigkeiten ausprobieren können. Schulen und andere Gebäude, die nicht rund um die Uhr genutzt werden und am Wochenende, nachmittags oder abends zur Verfügung stehen, sollen als Bewegungsräume, Proberäume für Musizierende und Bands oder als Projekträume für junge Menschen leichter zur Verfügung gestellt werden.

Queere Jugendzentren:
Wir Freie Demokraten unterstützen Projekte zur Schaffung von queeren Jugendzentren. Queere Jugendliche sind leider besonders häufig von Mobbing und Ausgrenzung betroffen. Ein queeres Jugendzentrum schafft einen wichtigen Rückzugsort für queere Jugendliche, die sich häufig in einer schwierigen Selbstfindungsphase befinden und über keine geeigneten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner verfügen. Es bietet einen Ort zum Austausch, kann das Selbstbewusstsein queerer Jugendlicher stärken und das eigene Coming Out erleichtern.

Jugendfreizeiteinrichtungen erhalten:
Wir Freie Demokraten fordern, dass bestehende Jugendfreizeiteinrichtungen gefördert und ausgebaut werden. Die Jugendfreizeiteinrichtungen sind integraler Bestandteil nachhaltiger Jugendarbeit. In Jugendfreizeiteinrichtungen sollen Jugendliche die Möglichkeit erhalten, ihre Fähigkeiten nach pädagogischer Anleitung zu entwickeln und zu lernen. Dies soll insbesondere digitale Fähigkeiten miteinschließen.

Einbindung Jugendlicher in kommunale Arbeit:
Wir Freie Demokraten fordern, dass Jugendliche stärker in die kommunale Arbeit eingebunden werden. Für die Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen ist es wichtig, dass sie auch lernen, Argumente für ihre Meinungen zu finden, zu vermitteln und auch demokratisch darüber diskutieren zu können. Wir setzen uns deshalb für eine Stärkung der demokratischen Jugendbildung ein, indem beispielsweise ein jährlicher stadtweiter Debattier-Wettbewerb ausgerichtet wird.

Digitale Bildung:
Wir Freie Demokraten fordern, dass alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, an digitaler Bildung teilzunehmen. Dazu soll jeder Schülerin bzw. jedem Schüler ein durch das Land finanziertes mobiles Endgerät über die Schule zur Verfügung gestellt werden. Die Chancen digitaler Bildung wollen wir weiter stärken. Die Zeit während der Corona-Pandemie hat angedeutet, welche Möglichkeiten digitaler Bildung bestehen. Diese Potenziale wollen wir nutzen. Daher sprechen wir uns für einen umgehenden Abruf der Mittel aus dem Digitalpakt Schule aus. Wir wollen, dass alle Schülerinnen und Schüler durch die Schule frühzeitig und kompetent zu einem souveränen und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien befähigt werden. Auch die weitere Anschaffung moderner Lehrmittel, wie interaktive Smartboards und Tablets sowie die Finanzierung einer Stelle des IT-Beauftragten, wollen wir weiter vorantreiben.

Bildung gegen Mobbing:
Wir Freie Demokraten wollen Bildungsangebote gegen Mobbing schaffen. Jede Schülerin und jeder Schüler sollen angstfrei zur Schule kommen können. Dazu bedarf es eines in regelmäßigen Abständen, für die Schulen verpflichtenden, wiederkehrenden Programms, das eine Kultur des
Hinschauens etabliert.

Infektionsschutz in Schulen auch nach der Pandemie:
Wir Freie Demokraten wollen, dass die Erkenntnisse aus der Corona-Krise in die baulichen Richtlinien für Kindertagesstätten und Schulen einfließen. Denn Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen helfen auch nach der Corona-Pandemie gegen bspw. Grippe- und Erkältungsviren. Schulen und Kindertagesstätten müssen durch den festen Einbau von Lüftungssystemen und Sanitäreinrichtungen zukunftsfest gemacht werden. Dazu gehören moderne Waschräume und Toiletten. Alle Schüler und Lehrer müssen freien Zugang zu warmem Wasser, Seife und Papierhandtüchern haben. Auch mit Blick auf den CO2-Gehalt in den Räumen können die Erfahrungen aus der Corona-Krise genutzt werden. CO2-Ampeln helfen, schlechte Luft zu erkennen. Ein zu hoher CO2-Gehalt zeigt nicht nur dieses Gas an, sondern auch die damit verbundenen Aerosole, die Unbehagen, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und auch Krankheiten auslösen können.