Kommunalwahl 2021: Kultur

Kultur ist für alle da

Kulturelle Experimentierräume schaffen:
Wir Freie Demokraten fordern mehr konzeptionelle Gesamtstrategien für die Wahrnehmung und Präsentation von Kultur im öffentlichen Raum, etwa durch Kunstinstallationen an ungewöhnlichen Orten, die unbürokratische Einrichtung von Ausstellungen in leerstehenden Gebäuden und die Schaffung von kulturellen Freiräumen an öffentlichen Plätzen. Kulturelle Bildung findet auch außerhalb der gewohnten Einrichtungen statt. Kultur-Freiräume ermöglichen den Kulturschaffenden und Kreativen eine zusätzliche Bühne und sie bilden für die Bürgerinnen und Bürger Räume des Austausches, des sozialen Miteinanders, der Orientierung, der polarisierenden Auseinandersetzung und des Nachdenkens.

Kultur ist für alle da:
Wir Freie Demokraten fordern, dass öffentlich geförderte Kultureinrichtungen für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren grundsätzlich kostenfrei sind. Öffentlich geförderte Kultureinrichtungen sollten ferner ein gewisses Kartenkontingent für Auszubildende, Studierende und Erwerbslose zu deutlich reduzierten Preisen anbieten. Die Kunsterziehung und ein frühes Heranführen an kulturelle Orte fördern das Kulturbewusstsein und sind langfristig auch ein Vorteil für die Kultureinrichtungen selbst.

Kulturförderrichtlinie:
Wir Freie Demokraten fordern transparente und nachvollziehbare Richtlinien zur Förderung der regionalen Kultureinrichtungen und Kulturschaffenden. Die kommunalen Fördermittel sind begrenzt, während der Bedarf und die Notwendigkeit an Unterstützung in der Kultur- und Kreativszene wächst. Hierfür bedarf es einheitlicher Kriterien. Im Rahmen eines partizipativen Verfahrens müssen Ziel und Bedingungen der Kulturförderung neu diskutiert werden. Freiwillige Leistungen dürfen nicht nur nach dem Gewohnheitsprinzip vergeben werden und sie müssen Kultureinrichtungen ebenso berücksichtigen, wie die Kulturschaffenden selbst.

Kommunales Kulturticket:
Wir Freie Demokraten fordern die Einführung eines kommunalen Kulturtickets, das die jeweiligen Kultureinrichtungen der Region bekannter macht und Ermäßigungen in verschiedenen Kultureinrichtungen bündelt. Kunst und Kultur sind nicht nur große Wirtschaftsfaktoren. Sie machen auch aus, wie lebenswert eine Kommune ist. Wir stehen für eine breitgefächerte und ausdrucksstarke Kultur in urbanen und ländlichen Räumen. Die Vielfalt kultureller Angebote kann durch ein kommunales Kulturticket bekannter gemacht und temporäre Aktionen können digital beworben werden.

Verbesserung der digitalen Infrastruktur für die Kulturszene:
Wir Freie Demokraten fordern eine Verstärkung des digitalen Rückgrats der Kulturszene, beispielsweise durch die Entwicklung und Bereitstellung einer digitalen Abrechnungs- und Spendenplattform, Zugänge zu geeigneter Software und die kurzfristige Förderung digitaler Ausstattungen. Kultur ist ein wesentlicher Impulsgeber für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaftsform. Das Innovationspotential der Kulturszene muss von politischer Seite anerkannt werden. Digitale Abrechnungs- und Spendenplattformen sowie die Förderung bei der digitalen Ausstattung unterstützen Kultureinrichtungen und Kulturschaffende bei der Digitalisierung ihrer Angebote und Vertriebswege.

Schulische Erinnerungskultur pflegen:
Wir Freie Demokraten setzen uns für neue Konzepte schulischer Erinnerungskultur, etwa über die Instandhaltung von Stolpersteinen ein. Mit wachsender zeitlicher Distanz zur NS-Zeit wird es in Schulen bald nicht mehr möglich sein, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Unterricht zu erleben. Neben Besuchen von Konzentrationslagern und Gedenkstätten sollen Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Unterrichts durch die aktive Pflege von Stolpersteinen die lokale Geschichte und die persönlichen Schicksale von Mitgliedern der eigenen Heimatgemeinde vermittelt und greifbar gemacht werden. Gleichzeitig wollen wir Schülerinnen und Schülern auch jüdisches Leben der Gegenwart näherbringen. Hierzu bietet sich der Besuch von Synagogen, der Austausch mit jüdischen Gemeinden und die Einführung einer jüdischen Kulturwoche an. Zudem können im Rahmen von Städtepartnerschaften mit israelischen Städten Austauschprogramme für Schülerinnen und Schüler geschaffen werden.

Spontanpartys legalisieren:
Wir Freie Demokraten möchten für kleine Kulturveranstaltungen, wie z.B. Musik- und Tanzveranstaltungen, eine Spontananmeldung einführen. Auf von der Kommune ausgewiesenen Freiflächen soll für nicht-kommerzielle Veranstaltungen, zu denen weniger als 500 Teilnehmer erwartet werden, eine Anmeldung über ein Onlineformular bis zu 24 Stunden vorher ausreichen. Kultur lebt von Spontanität und Agilität. Dem möchten wir mit der Möglichkeit einer Spontananmeldung Rechnung tragen und etwa Pop-up Konzerte oder Raves ermöglichen, wenn diese eine Höchstlautstärke nicht übersteigen.

Aufruf zur Unterstützung von internationalen Städtepartnerschaften:
Wir Freie Demokraten wollen in unseren Kommunen ein Zeichen für Freiheit und Menschenrechte setzen. Wir setzen uns deshalb in den niedersächsischen Kommunen für Partnerschaften mit Städten ein, die unseren Beistand in ihrem Streit für Freiheit und Menschenrechte brauchen. Städtepartnerschaften stärken neben den gesellschaftlichen auch die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten. Aktuell besonders hervorzuheben sind hier Taiwan sowie die Ukraine und Belarus. Die niedersächsischen Kommunen könnten in diesem Be-
reich mehr zivilgesellschaftliches Engagement zeigen und ihre Solidarität mit Partnerstädten und weltweiten Demokratiebewegungen bekunden, zum Beispiel durch eine Sonderbeflaggung an historisch bedeutenden Tagen wie bspw. dem Jahrestag des Tibetaufstands am 10. März 1959.

Kultur auch im Dezernatszuschnitt abbilden:
Wir Freie Demokraten fordern, dass die gesellschaftliche Bedeutung der Kultur auch im kommunalen Dezernatszuschnitt angemessen gewürdigt wird. Dies bedingt insgesamt eine Neustrukturierung und kritische Auseinandersetzung der bisherigen Dezernatszuschnitte. Kultur braucht  Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner, die sie nach außen innovativ und engagiert vertreten und die kooperative Synergie, etwa mit den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft, untereinander fördern. Durch die Zusammenführung mehrerer verwandter Verwaltungsbereiche wird eine Neuausrichtung bisheriger Verwaltungsstrukturen erreicht, die aufgrund einer engeren Verzahnung eine verbesserte kulturpolitische Steuerung ermöglicht.

Digitalisierungsoffensive der Kulturinstitutionen unterstützen:
Wir Freie Demokraten wollen auf kommunaler Ebene unsere kulturellen Institutionen ertüchtigen, den eingeschlagenen Weg der Digitalisierungsoffensive konsequent fortzusetzen. Dies bedeutet finanzielle und logistische Unterstützung seitens der Kommune zur Umsetzung der Digitalisierung und Zugänglichmachung von Beständen, Ausstellungen und wo möglich auch Veranstaltungen. Museen, Bibliotheken und Archive sind ein wichtiger Anlaufpunkt für Wissenschaft, Kultur und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Der Zugang wird derzeit verwehrt oder ist nur eingeschränkt möglich. Bestände, Ausstellungen und Veranstaltungsformate der Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen, würde auch für die Zukunft den Nutzen der Institutionen mehren.

Kultur nicht dem Rotstift opfern:
Wir Freie Demokraten setzen uns gerade in finanzschwächeren Kommunen für eine zielgerichtete Stärkung und Förderung des kulturellen Angebots ein. Kultur ist in finanzschwachen Kommunen oder bei haushälterischen Defiziten als freiwillige Leistung häufig als erstes dem Rotstift unterworfen. Das Sparen an Mitteln für Kultur beschleunigt aber oft genug nur noch den Abwärtstrend der Kommune.

Stadtgeschichte digital zum Leben erwecken:
Wir Freie Demokraten möchten wichtige Erinnerungsorte digital erfahrbar machen. QR-Codes oder über das städtische WLAN abrufbare Inhalte an historischen Plätzen und Gebäuden sollen Besucherinnen und Besuchern wie Bewohnerinnen und Bewohnern Stadtgeschichte näherbringen. Kooperationen von Stadt, Museen und Hochschulen wären für den Start denkbar. Groß- und Mittelstädte sind einem stetigen Wandel unterworfen. Wir möchten bei aller Offenheit im Städtebau und Bekenntnis zum Fortschritt die historische Identität unserer Städte so gut es geht bewahren und pflegen.

Niederdeutsche Sprache auch außerhalb der Schulen fördern:
Wir Freie Demokraten wollen das Niederdeutsche und Saterfriesische in Niedersachsen fördern. Vor allem in den Städten fehlt dieses Engagement weitestgehend. Wir Freie Demokraten wollen unsere niederdeutsche Sprache im öffentlichen Raum bestmöglich fördern. Sprache ist das vielleicht wichtigste Element der Kultur und der eigenen Identität. Niedersachsen verfügt über eine einzigartige Sprachvielfalt, die es auch über die Räume der Schule hinaus zu pflegen und fördern gilt.

Integration und Kultur:
Wir Freie Demokraten setzen uns für die Förderung integrativer Kulturprojekte ein. Integration geschieht über ein gegenseitiges Kennenlernen. Kulturfeste können hierbei nachhaltig für Interesse und Verständnis sorgen.

Kultur als Standortfaktor:
Wir Freie Demokraten verstehen Kultur als ein elementares menschliches Grundbedürfnis. Ein breites kulturelles Angebot steigert die Attraktivität des Standorts immens und macht sich in vielerlei Hinsicht für die Kommune bezahlt. Kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen erzeugen stets eine Strahlkraft, die z.T. weit über die Kommune hinaus reicht und einen Mehrwert für Kommune, Bürgerinnen und Bürger, Touristen und Umland schaffen kann.

Kulturelle Bildung:
Wir Freie Demokraten erachten kulturelle Bildung als wichtige Aufgabe. Gerade vor dem Hintergrund der in der Schule häufig nur noch rudimentär vermittelten Grundkenntnissen zur bildenden Kunst, Musik und Kultur, sollten es sich die Kommunen zur Aufgabe machen, Angebote zur kulturellen Bildung auszubauen.